Zentrales Nervensystem

Traumatisch bedingte zentraInervöse Stö¬rungen

Traumatisch (Verletzungs-) bedingte zentralnervöse Stö­rungen werden nach Anflug gegen Spiegel, Scheiben, Einrichtungsgegen­stände, Fahrzeuge und Stromleitungen beobachtet. Neben allgemeinen zentralnervösen Ausfallerscheinungen (z. B. Verdrehen des Kopfes) werden häufig auch äußere Verletzungen und Frakturen registriert.
Die Behandlung konzentriert sich neben der Versorgung der sichtbaren Verletzungen auf das Minimieren von Schwellungen im Gehirn- und Rückenmarksbereich sowie der Aufrechterhaltung bzw. Wiederherstellung der Erregungsleitungsfunktionen. Als erste Hilfe sollte der Vogel ruhig gestellt und der Käfig abgedunkelt werden (unnötige Aufregung vermeiden!). Weiterhin sollte er kein (!) Rotlicht bzw. Wärmelampe erhalten.

Fütterungs- und Stoffwechselbedingte zentralnervöse Störungen

Neben noch ungeklärten Faktoren kommt ein Defizit an Kalzium, Blutzucker, Vitaminen (B, D und E) sowie Selen als Ursache für derartige Ausfallerscheinungen in Frage. Dabei werden besonders Verdrehen des Kopfes und Krampfanfälle beobachtet.
Eine Behandlung der Erkrankungen erfolgt durch Zuführung der defizitären Substanzen in geeigneter Form.

Vergiftungsbedingte zentralnervöse Störungen

Ursächlich kommen meist Zink- oder Bleivergiftungen durch  Aufnahme der entsprechenden Metalle in Frage. Typische Quellen für Zinkvergiftungen sind frisch verzinkte Gegenstände (Volierengitter!) und dort besonders die "Zinknasen". Um die Gefahr zu minimieren, sollte verzinktes Material mindestens 3 Monate abgealtert werden und die Zinknasen gründlich entfernt werden. Vogelarten mit ausgeprägtem Nageverhalten (Kakadus, Nymphensittiche, Edelpapageien) sind besonders gefährdet. Quellen von Blei waren früher typischerweise Tiffanylampen, Bleiverglasungen oder Bleilametta. Heute stehen bleihaltige Gardinenschnüre im Vordergrund. Auch verschiedene Dichtgummis z. B. von Türen können Blei enthalten. Bei Wildvögeln finden sich regelmäßig Schrotgeschosse.
Auch Vergiftungen durch andere Schwermetalle wie z. B. Quecksilber sowie durch Pestizide, Insektizide, Teflon-Gase, Stadtgas,  Zimmerpflanzen, Überdosierung von bestimmten Medikamenten usw. können derartige Störungen verursachen. Als Ausfallserscheinungen treten in Abhängigkeit von der Art und der Menge des Giftes unkoordinierte Bewegung, Lähmungen, Stimmverlust, Blindheit, Atemnot usw. auf.
Diagnostisch sind selbst kleinste Metallpartikel im Röntgenbild sichtbar. Blutuntersuchungen sind bei chronischen Schwermetallvergiftungen ebenfalls hilfreich.
Eine Behandlung ist je nach Art und Menge des Giftes erfolgversprechend. Entscheidend ist eine schnellstmögliche Einleitung einer zielgerichteten Therapie. 

siehe auch: Vergiftungen

Epileptiforme Anfälle

Ursächlich werden vor allem Tumo­ren des Ge­hirns und andere Störungen infolge von Gerinnselbildungen, Leber- und Nierenschäden sowie Missbildungen im Bereich des Gehirns für dieses Krankheitsbild verantwortlich gemacht. Weiterhin können verschiedene Stoffwechselstörungen oder auch Pilzgifte (entstehen als Folge von Aspergillose) dafür verantwortlich sein.
In manchen Zuchtlinien treten bei den Nachzuchten gehäuft derartige Störungen auf, wobei rezessive Erbgänge als Ursache vermutet werden können. In diesen Fällen sollte mit den betreffenden Zuchtpaaren nicht mehr weiter gezüchtet werden. Eine Behandlung ist in diesen Fällen meist nicht möglich.