Verdauungstrakt - Allgemeines

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Die Form des Schnabels und der Zunge sind an die Art der Nahrung und der Nahrungsaufnahme des Vogels angepasst. Die Speiseröhre bildet bei Körnerfressern bauchseitig des Halses den Kropf zur Bevorratung und Anfeuchtung des Futters. Bei Tauben wird hier außerdem in den ersten Wochen der Aufzucht die fett- und proteinreiche Kropfmilch gebildet. Der Magen des Vogels besteht aus dem Verdauungssäfte produzierenden Vormagen (Drüsenmagen) und dem Muskelmagen, welcher das Futter durchmischen und mit Hilfe von Grit mechanisch zerkleinern soll. In der Kloake vereinen sich Enddarm, Harnleiter und der Ei- bzw. Samenleiter.

Schnabel und Schnabelhöhle

Verletzungen, Deformierungen und Missbildungen des Schnabels können zu gestörter Futteraufnahme und daraus resultierendem Gewichtsverlust füh­ren. Eine der häufigsten nichtinfektiösen Ursa­chen von Veränderungen im Bereich des oberen Verdauungstraktes stellen Vitamin ­A‑Mangelerscheinungen dar, welche zu Verhornungen und Schuppenbildung in Drüsengeweben führen. Betroffen sind zumeist Körnerfresser. Entzündungen des Schnabels können als Folge von Verbren­nungen und Verätzungen, durch die Auf­nahme von zu heißem Futter oder von reizenden oder ätzenden Stoffen sowie durch Verletzungen und durch Fremdkörper entstehen. Im Rahmen der Behandlung wird Vitamin A gege­ben. Größere Wucherungen müssen chirur­gisch entfernt werden. Provitamin A ist vor allem in grünen und gelben bis orangeroten Pflanzen enthalten, während es in Samen weitgehend fehlt.

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Kropf

Besonders bei Jungtieren und erwachsenen Wel­lensittichen werden häufig Kropfentzün­dungen und ‑anschoppungen mit daraus resultierender Weitung (Dilatation) des Kropfes beobachtet. Als nichtinfektiöse Ursachen sind unter anderem Fremdkörper oder Passagehinder­nisse wie Verwachsungen des Schlundes, Schilddrüsen­wucherungen oder Tumore möglich. Eine rasche Futterumstellung kann vor allem bei Jung­tieren zu Fresssucht  mit übermäßiger Auf­nahme von Grit und rohfaserreichen Futter­mitteln führen. In der Folge entstehen Kropf‑ und Magenanschoppungen. Aber auch andere Ursachen können die Transportfähigkeit des Kropfes verändern. In der Handaufzucht von Vögeln kann es durch Verabreichung von zu großen Futtermen­gen oder zu geringem Flüssigkeitsgehalt bzw. falscher Temperatur oder Zusammen­setzung des Futters zu einer Kropfanschop­pung kommen. Infektionen des Kropfes können durch Hefen, verschiedene Bakterien und Trichomonaden hervorgerufen werden. Eine Behandlung besteht neben der Bekämpfung  der am Geschehen beteiligten Krankheitskeime und der Beseitigung von mechanischen Hindernissen u. U. auch in einem chirurgischen Eingriff.

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Verletzungen und Fisteln von Kropf und Speiseröhre

Verletzungen entstehen durch Fremdkörper, Durchtrennung des Kropfes mit Kanülen bei der Fütterung, durch Artgenos­sen oder durch Anfliegen. Durch Füttern von zu heißem Futter in der Hand­aufzucht kommt es zu Kropfverbrennungen und in deren Folge zu Fistelbildungen und Futteransammlung unter der Haut. Die Behandlung dieser Probleme erfolgt meist auf chirurgischem Weg.

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Fremdkörper im Verdauungstrakt

In der Schnabelhöhle können Fremdkörper, z. B. um die Zunge gewickelte Fäden, Teile von Holz, Metall oder Plastik zu Problemen führen. Werden diese Teile verschluckt, findet man sie zumeist im Kropf oder Magen wieder. Papageienküken neh­men vor der Futterumstellung, wenn sie beginnen eigenständig zu fressen, häufig Holzspäne oder anderes Nistmaterial auf. Gelegentlich werden Fremdkörper auch im Darm gefunden. Neben einer gründlichen klinischen Unter­suchung helfen Röntgenaufnahmen mit und ohne Kontrastrastmittel und eventuell die Endoskopie bei der Diagnosestellung. Die Entfernung des Fremdkörpers erfolgt meist manuell, durch Spülen oder chirurgisch (u. U. unter Zuhilfenahme der Endoskopie).

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Bauchspeicheldrüse (Pankreas)

Die Bauchspeicheldrüse ist an der Verdauung von Stärke und Fetten maßgeblich beteiligt. Bei einer Entzündung (Pankreatitis) oder einer Unterfunktion (Pankreasinsuffizienz) dieses Organs kommt es zu vielfältigen Störungen, welche sich je nach Verlauf in vermehrtem Trinken, Durchfall, blassgelbem bis graubraunem fettigem Kot und Abmagerung zeigen können. Eine Behandlung besteht aus Diät, Flüssigkeits- und Elektrolytgaben sowie Zugabe von Pankreasenzymen.

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Darmentzündung (Enteritis)

Diese sich als Durchfall manifestierende Erkrankung wird in dem Fall, dass keine Infektion vorliegt, durch  verdorbene oder ungeeignete Futtermittel, Vergiftungen, Fremdkörper, Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder durch Stresssituationen hervorgerufen. Nachdem sicher ist, dass Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten als Ursache ausscheiden, erfolgt die Behandlung durch Abstellung der Ursachen, Diät und Zufuhr von Elektrolyten, Aminosäuren und Glukose.

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Darmverschluss, Verstopfung

Mögliche Ursachen sind Fremdkörper, Einlagerungen und Verwachsungen, Bauchbrüche, Wandverdickungen, Druck von außen durch Tumoren, andere Umfangsvermehrungen von Bauchorganen oder durch Eier bei Legenot usw. Bei starker Verwurmung kann es ebenfalls zum Darmverschluss kommen. Darmverstopfungen sind bei Ziervögeln selten, sie kommen z. B. durch übermäßige Aufnahme von Grit zustande. Nach sicherer Ermittlung der Ursache mittels Röntgen (u. U. mit Kontrastmittel) ist eine chirurgische Beseitigung der Passagehindernisse oft die erfolgversprechendste Behandlung.

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Kloakenvorfall (Kloakenprolaps)

Legenot oder Dauerlegen, anhaltender Durchfall, chronische Reizung des Enddarmes oder der Kloake im Zusammenhang mit östrogenbildenden Tumoren können zu einem Vorfall der Kloake führen. Eine chronische Form kann in Zusammen­hang mit übersteigertem Sexualverhalten gesehen werden. Für Behandlungsversuche existieren chirurgische Verfahren, deren Erfolgsaussichten allesamt nicht überzeugen.

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